IN DEUTSCH

Wenn man heute den Blick über die Landschaft, in der ich wohne, schweifen lässt, ist es nur schwer vorstellbar, dass dieses schöne Naturgebiet in Mitteljütland/Dänemark von 1945-1948 ein großes Flüchtlingslager war, das mehr als 10.000 Flüchtlinge auf einmal aufnehmen konnte. Unter Einsatz ihres Lebens waren die Bewohner ganzer Dörfer in langen Trecks aus Deutschlands östlichen Gebieten nach Westen geflüchtet. Nach Hitlers Vernichtungskrieg im Osten näherte sich nun das Ende des Krieges mit dem Überschreiten der ostpreußischen Grenze durch die sowjetischen Truppen. Wenige Monate später fanden sich diese Flüchtlinge hinter Stacheldraht wieder, in großen Barackenlagern in einem Land, das nur kurz vorher noch von ihren eigenen Landsleuten besetzt gewesen war. Ihr Schicksal lag nun in den Händen der Dänen, die unmittelbar nach Abschluss des Zweiten Weltkrieges allen Grund hatten, Vertreter des Deutschen Reiches mit Argwohn zu betrachten. Doch wie es ein lokaler Widerstandskämpfer ausdrückte, der als Erster eine Funktion in dem zwei Quadratkilometer großen Rye-Lager hatte, verwandelte sich das Verhältnis zu ihnen „von Hass zu Mitgefühl“.

Vorträge

Ich habe Kontakt mit einer sehr großen Anzahl von Flüchtlingen und mit vielen von ihnen verbindet mich eine tiefe Freundschaft.In den letzten Jahren habe ich neben einer Vielzahl von Vorträgen in Dänemark auch zunehmend Vorträge in Deutschland gehalten, in denen ich mithilfe von Fotos die Bedingungen schildere, unter denen die Flüchtlinge bis zu vier Jahren in Dänemark angebracht waren, bevor sie nach Deutschland repatriiert wurden. Eine der Flüchtlingsfrauen umfasste ihr Lebensgefühl mit den Worten  „In fremdes Land verbannt.“ Dieses Kapitel ist überraschend wenig in Deutschland bekannt und daher begegne ich großem Interesse und intensiver Fragelust. Im Augenblick halte ich folgende Vorträge in Deutsch: 


„Wenn Seufzer Luftballons wären…“
Die Geschichte der deutschen Flüchtlinge des Lagers Rye in Dänemark 1945-1948.
Kunst hinter Stacheldraht – „Du kannst ein Huhn dafür bekommen“
Dieser Vortrag schildert anhand der Motive zweier Maler aus Riesenburg und Königsberg die Fluchtschicksale ihrer Familien und den Aufenthalt im Internierungslager Flugplatz Rye.
Kunst und Alltag im Lager Rye – „Kartoffeln, Gedichte und Ave Verum“
Der Schwerpunkt dieses Vortrages liegt auf der Vielfalt von kulturellen Angeboten in den dänischen Internierungslagern. Ob Theater, Tanz, Chor oder musikalische Festabende, spielten Kultur und Kirche eine wichtige Rolle für das Seelenleben der Flüchtlinge. Entweder als Wort-und Bildvortrag oder aber in Zusammenarbeit mit dem Mezzosopran Mette Østergaard und einem Pianisten, die gemeinsam Werke aus dem Lagerrepertoire aufführen.
Auf den Spuren der deutschen FlüchtlingeEin fesselnder Vortrag, der die Geschichte der Flüchtlinge des Lagers Rye mit einer Reise nach Polen und in die Oblast Kaliningrad verbindet. Von Kant und Kopernikus, verschwundenen Gebäuden und reizvoll restaurierten Straßen, Ordensburgen und russisch- orthodoxen Kirchen bis hin zu KZ- Lagern und den deutschen Flüchtlingen. 
 

Das Buch: “Wenn Seufzer Luftballons wären…”

Ende des Jahres 2011 kam mein Buch „Wenn Seufzer Luftballons wären…“ auf den deutschen Markt. Vorausgegangen war im Frühling die Herausgabe des Buches unter dem dänischen Titel „Hvis suk var luftballoner…“.

„Wenn Seufzer Luftballons wären …“ ist der Versuch einer wirklichkeitsgetreuen Beschreibung des Flüchtlingslebens und des Lagers – im Guten wie im Bösen, mit der vorherrschenden Warenknappheit, der Trauer, den Sehnsüchten, den Entbehrungen und den Hoffnungen für die Zukunft. Ein großer Teil des Buches baut auf Wissen aus erster Hand auf, vornehmlich aus Interviews und einem Briefwechsel mit ca. 50 Personen; mit Deutschen, die im Rye-Lager interniert waren, und mit Dänen, die im Lager arbeiteten oder in dessen Nähe wohnten.

“Wenn Seufzer Luftballons wären…” (ISBN: 978-3-8448-5396-4) kann man bei seinem Buchhändler oder auch direkt im Netz bestellen. Z.B. über Amazon oder bei BoD.

Reaktionen auf die Herausgabe des Buches
Zunächst und zu allererst möchte ich Dir für das großartige Skriptum danken, das Du angefertigt und mir zugesandt hast. Darin steckt so viel an Wissen, Detailkenntnissen, geschicktem Einflechten von unterschiedlichen Vorgängen, vor allem aber so viel Liebe und Engagement, dass ich tief davon angerührt bin.Du hast mit dieser Arbeit auch den Deutschen und Dänen so etwas wie ein lebendiges Denkmal gesetzt, denn in Deutschland hat man ja so vieles von Krieg und Nachkriegszeit verdrängt, was mich wegen unserer persönlichen Geschichte immer gekränkt hat. Zugleich hast du gut herausgearbeitet, dass die Erinnerung an die Zeit in Dänemark nicht eine bittere Beimischung hat, ganz anders als bei den Russen und Polen. Du hast, denke ich, die Lagerstimmung gut erfasst und in eine Dramaturgie gekleidet, auch dem Verlauf der Dinge ein Gefälle verliehen, das schließlich in der Abreise der Deutschen und der Schließung des Lagers endete.Auch ist die Sehnsucht nach der tatsächlichen Heimat (Ost- und Westpreußen, Hinterpommern) gut einbezogen, nicht nur nach Deutschland überhaupt.
(Hermann)
… Sie bestätigte mir auch Frau K. als die Verfasserin des Vogel- Heimat- Liedes. Auch sie hat beim Lesen weinen müssen, es waren ja für uns ganz entscheidende Jugendjahre…. Ich bin nach wie vor erstaunt, wie Du dich mit „unserem Problem“ beschäftigst. Auch Inge äußert großen Respekt… Ich danke Dir für Dein Interesse und Deine Arbeit damit. 
(Eva)
Eben habe ich noch einmal den Schlussteil von deinem Bericht gelesen. Es ist so beeindruckend, so klar und deutlich geschrieben. Es zieht in diesen Augenblicken wieder wie ein Film an mir vorbei, das sind dann doch schwere tränenreiche Momente. Ich bin so dankbar, dass ich dich kennenlernen durfte. Durch Deine liebenswerte, offene Art habe ich doch eine positive Einstellung zu „den Dänen“ bekommen. 
(Dorothea)